Manchmal denke ich, dass der Horizont schief ist. Dass nicht ich meine Kamera schief halte, sondern der Horizont tatsächlich schief ist. Uneben, so als wäre er sich nicht seiner Aufgabe bewusst, gerade zu sein, eine horizontale Perfektion vorzutäuschen.
Blicke auf den Horizont münden in Sehnsucht. Irgendwo möchte ich hin. Am Horizont wartet die Antwort. Doch wann hat man schon mal die Möglichkeit, den Horizont zu sehen? Vor allem in einer Großstadt ist der Blick meist betrübt. Man will in die Ferne schauen, doch die vielen dichten Häuser und Straßenlaternen und Strommasten und der dunkle Smog viel zu vieler Autos und die Arbeit und die Verpflichtungen hindern mich daran.
Stattdessen schauen wir nach oben, in den Himmel. Wolkenlos, laut Wetter-App, die Sterne sieht man trotzdem nicht. Zumindest nicht in ihrer ganzen Strahlkraft, die sie besitzen. Blicke nach oben, zum universalen Horizont außerhalb der Atmosphäre, zerlaufen in Träume. Was wartet da auf mich? Zerlaufene Träume. Wartet da etwas besseres auf mich?
Einerseits wäre es doch recht langweilig, direkt immer zu wissen, was sich hinter dem Horizont verbirgt. Andererseits frage ich mich, ob ich es hier jemals schaffen werde, den Horizont klar erkennen zu können. Den echten Horizont, in seiner ebenen Perfektion, der mir sagt, hier bist du richtig, hier gehörst du hin.
Manchmal denke ich, dass der Horizont schief ist. Dass nicht ich meine Kamera schief halte, sondern der Horizont tatsächlich schief ist. Uneben, so als möchte er mir sagen, denk darüber nach, wo du sein willst, und begebe dich dorthin, denn hier, hier kann ich für dich nicht perfekt sein. Suche den Blick in die Ferne und ich verrate dir, ob du hier richtig bist. Dann werde ich dir auch so perfekt erscheinen, wie du es dir erhoffst.


Hinterlasse eine Antwort zu Erika Antwort abbrechen