… strahlte der Himmel kristallblau und die Sonne hing glühend gelbrot knapp über dem Horizont, alles bis auf die Schatten bekleidete sie mit einer hell leuchtenden Decke aus Wärme und Licht. Absolute Windstille, kein in den Bahnhof getragener Laubflocken rührte sich auf dem rostfarbenen Gleis. Grauweiße Tauben tanzten auf den Etagen über mir. Es duftete nach Mädchenparfüm und Erdbeeren, nach hauchzartkalter Frühlingsbrise und heißem Kaffee. Die kurzen, steppartigen Schritte der Pendelmenschen waberten dumpf und nahezu geräuschlos auf dem fleckiggrauen Stein; die Kopfhörer, die meine Ohren großflächig abdeckten, ließen den Löwenteil der auditiven Geräuschkulisse abprallen und wirkten dem von innen heraus mit einer weiblichen, feingliedrigen Stimme und begleitenden Gitarrentönen entgegen. Mein Spiegelbild zerrte an der glasigen Bahnwölbung entlang, über dem Rot und unter dem Weiß und auf den leicht rußigen Fensterscheiben, mal breit und rund, mal dünn und kantig. In den dunklen Manteltaschen versunken griffen meine Hände nach ihrer natürlichen Farbe, das Rosa, das sich auf die Haut legt, wenn sich das innere Wohlbefinden mit der Außentemperatur im Einklang befindet. Plakate schalteten um und warben, Rolltreppen flossen bergab und bergauf, Züge glitten in den Halt und schossen hinaus. Aus den tiefer gelegten Katakomben sprühte ein aromatisches Konglomerat aus Backwaren, Frühstücksfastfood und frisch gedruckter Zeitungen.
Kaum zu glauben, dass der Hauptbahnhof nichts sesshaftes an sich hat und nur ein dingliches, verbindendes Objekt ist, das man passiert, um woanders hin zu gelangen. Bei all den Farben und Gerüchen und Tönen, Menschen und Tauben, dem einfallenden Sonnenlicht und den Blaunuancen der vereinzelt durch das Gebäude blickenden Himmelsatmosphäre.

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