Verdammte Axt, ich weiß gerade überhaupt nicht, worüber ich schreiben soll. Natürlich könnte ich jetzt wieder mit einem Text dieser sehr tiefsinnigen Sorte anfangen, von wegen der Baum, dessen Laub unter dem schwarzgrauen Regenhimmel die Äste beschützt, ist grün, so grün wie Bäume, ähm, nun einmal im Fastsommer sind. Habe ich aber gerade kein Bock drauf, ich sehe zwar weiterhin alles mit leuchtenden Farben, auch das Grau des Himmels und die vielen schimmernden Teiche auf dem Gehweg, aber kann diese Dinge in dieser Woche nicht mit einem Wert behaften und demnach verlieren sie ihren Sinn. Es verhält sich jedoch nicht so, dass ich nicht schreiben möchte, das ist ja gerade das Dilemma; das Herz sagt Schreib!, der Kopf sagt Ne!, Herz über Kopf. Oder wie war das? Plötzlich habe ich Bock die Filmmusik für einen TilSchweigerMatthiasSchweighöferAmEndeWirdAllesGut-Film zu verfassen, mal überlegen… Sagen wir, die Ausgangssituation ist, dass Hans, der liebevolle Mittvierziger, der noch bei Mutti wohnt, mit ansehen muss, wie seine heimliche Geliebte, Anna, das Teilzeitmodel und Vollzeitbusenwunder, einen anderen Mann küsst, Francesco, der schmierige Klischeeitaliener:
Da stehst du nun und küsst ihn hart
Ich fühle dein Haar, es ist ganz zart
Doch bin nicht ich der es berührt
Es ist Francesco der dich verführt
Jetzt ist es Zeit für mich zu gehen
verpass den Moment und bleibe stehn
beobachte dich doch so gern
meine Fußfessel will es mir erschwern
das Herz sagt bleib
die Fußfessel schreit geh
Stalken tut so weh!
Beinahe fällt mir eine Träne in den Kaffee, das war verdammt… intensiv. Der arme Hans. Aber da ich ja schon das Drehbuch kenne und du auch und alle anderen, die sich die ersten drei Minuten eines TilSchweigerMatthiasSchweighöferAmEndeWirdAllesGut-Films anschauen, wissen wir, dass Anna am Ende den Italiener mit seinem braungebrannten Sixpack und den Millionen auf dem Konto fallen lässt und sich in Hans verliebt, weil der ja so unglaublich charmant und liebevoll ist und Francesco eh nur andere Frauen vögelt, macht ja auch Sinn, wenn die stilisierte Traumfrau höchstpersönlich für die Filmfigur des unausstehlichen Italieners nicht Traumfrau genug ist.
An dieser Stelle schlage ich mal ein alternatives Ende vor:
Anna küsst Francesco, der daraufhin im Sonnenschein vor seinem Lieblingseiscafé in die Knie geht und um ihre Hand anhält. Im gleichen Moment tauchen Sabrina, Penelope und Christina auf und können nicht fassen, was sie da gerade sehen (60er Jahre Western-Zoom auf die geschminkten Tussi-Gesichter). Sabrina schreit, Francesco, du Verräter!, Penelope wirft einen Dartpfeil und trifft Anna’s Ringfinger und Christina (mit Sombrero und Höschen, aber ohne BH) wirft sich ganz im Stile eines mexikanischen Profiwrestlers auf die beiden. Dann beichtet Francesco, dass er mit allen geschlafen hat, aber Anna zeigt sich unbeeindruckt und steckt sich selber den Verlobungsring an den blutendenden Finger und sagt, Francesco, ich verzeihe dir alles, lass uns heiraten! Ein Priester steht bereit und Francesco’s 48-köpfige Familie ebenfalls und die Zeremonie beginnt und es hätte ein Happy End geben können, für Hans, der nur möchte, dass seine große Liebe glücklich ist, also mit ihm, und nicht mit Francesco, was ihn dazu veranlasst – (Achtung, jetzt kommt die dramatische Wendung) -, den Fernseher auszuschalten, die DVD aus dem DVD-Player zu ziehen und in den Müll zu werfen, denn das war ein verdammt schlechter Film. Hans lacht laut auf und damit verschwindet die assoziierte Vorstellung, dass er der leidende Protagonist des Films gewesen ist, wie das beim mittelständigen Empathievermögen der TilSchweigerMatthiasSchweighöferAmEndeWirdAllesGut-Filme-Gucker und gehirnabgeschalteten Möchtegerncineasten so oft der Fall ist.
In diesem Falle bin ich wohl ein gehirnabgeschalteter Blogger, denn das kommt dabei raus.
Einen schönen Mittwochabend,
Jim Kopf

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