Wenn ich in Alaska lebe

Wenn ich erst einmal in Alaska lebe, dann will ich zwei kleine alaskanische Kinder haben mit blonden Haaren und blauen Augen ganz der Vater, dann will ich mein eigenes Holzhaus bauen, und mein kleiner Bube hilft mir dabei und wirft mir grazile Baumstämme zu, während das süße Tochterlein eine Allee aus Lärchen sät oder mutiger wie der Bruder die Axt zum Spalten des Holzes schwingt, und meine Frau im Holzfällerhemd ruft mich zu ihr, der Tee ist fertig oder eigentlich das selbst gebraute Bier, ich taufe es Alaskanisches Schriftstellerbier, weil ich nach dem kräftezehrenden Akt bei minus zwanzig Grad unter Wolken wie Schneelawinen mich an das neue Manuskript am Holzofen begebe, weil der Holzofen zuerst gebaut wurde und ein kleiner Schreibtisch davor nur dazu bestimmt ist, dem neuen tausendfach verkauften Buch eine stabile Grundlage zu geben, ebenso wie das Steinway&Sons Klavier, dass da nicht einfach nur so in unserer eigenen Bibliothek steht, sondern wahnsinnig erfüllende und inspirierende Tastenklänge von sich gibt, und dann sitz ich da und klimpere und schreibe und trinke mein Alaskanisches Schriftstellerbier und abends, da mach ich ein Lagerfeuer am eigenen Flusszugang, mit den Kindern, Fräulein und meinen zwei Antiallergiker-Huskies, weil ich Hunde zu sehr liebe und die Natur Alaskas Allergien relativiert und mich dazu inspiriert, bewusst im Moment zu leben und nicht mehr in der Zukunft, ich lebe ja schon hier mit allem was ich brauche. Wenn die orangerote Sonne am frühen Wintermorgen dann aufgeht und den Fasern aus Eis an den übergroßen Fenstern zum Glänzen verhilft, offenbart sich das weite Nichts, das nur deshalb das Bewusstsein so tief berührt, weil es die Natur und die Wildnis ist, roh und rau und rein und Berge am Horizont, Wälder und Flüsse wie Mosaiksteine auf samtig verwachsenem Untergrund, und ein Seekopfsteinadler und ein Biber und ein Braunbär und vierzig Eichhörnchen stehen da vor meinem Haus und wollen wie jeden Morgen ein Stück von dem lokalen Stockbrot mit Lachs meines sechzig Kilometer entfernten Nachbars abbekommen, die alte Kanone, fährt jeden Morgen in seinem brachial großen Amischlitten mit verrosteten Unterseiten und verfaulten Truckrädern zu mir und alles was er dafür haben will ist eine Stunde Gesellschaft, die er am Frühstückstisch bekommt und wir beten und nein, ich bete sonst nie, aber er will es so und für einen Moment setzt dieser herrliche Indiefolkrock aus der verbauten Musikanlage aus und wir genießen die Herrlichkeit über uns, in uns und um uns herum.

Info: Das Beitragsbild habe ich in einer eiskalten Nacht in Alaska aufgenommen. Mehr Fotografien von dieser Nacht findest du in diesem Beitrag.

17 Kommentare

  1. Der Weg ist das Ziel und dieser Beitrag großartig geschrieben! Ich beneide dich um deine Träume und die viele Zeit, die dir noch bleibt, um sie zu verwirklichen. Ich musste bei dem Text sofort an Peter Fox denken und „Haus am See“. Ich wünsche dir, dass sich deine Träume alle erfüllen! Herzliche Grüße, Sigrid

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    1. Der Weg ist das Ziel… da stimme ich dir voll zu! Und dankeschön, Sigrid!
      Ich hoffe auch so sehr, dass sich alle meine Träume verwirklichen, aber ich bin dran, will aus dem Hoffen mehr als nur das machen, ich schaff‘ das schon! Das Haus am See ist auch eine schöne Beschreibung oder Metapher für all das… 🙂

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  2. 😀 😀 😀 genauso wird es werden und vom Himmel singen die Engel und der Tiger vor deinem Holzofen hebt ganz langsam den Kopf und schaut dir in die Augen … nur kurz, aber du wirst wissen, das Universum nickt dir zu!
    Ich tu es jedenfalls. Ein Hoch auf deine Träume und dein ‚GO!‘
    Schöne Sternennacht in Vancouver, wünsch ich, falls da gerade Nacht ist.
    Wohl eher nicht, aber dann später halt …

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    1. Das Universum nickt mir zu… verdammt, das ist so cool gesagt! Ich werde auf diesen Moment warten 🙂
      Danke dir, und es ist schön zu wissen, dass du ebenfalls so denkst 🙂

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